Warum essen Veganer eigentlich keinen Honig? Diese Frage müssen Veganer häufig über sich ergehen lassen, weshalb wir heute etwas genauer darauf eingehen und aufklären möchten.
Veganismus ist eine Lebensphilosophie und Ernährungsweise, die sich gegen jegliche Form der Ausbeutung und Missachtung von Tieren richtet. Veganer verzichten daher auf alle tierischen Produkte, einschließlich Fleisch, Milch, Eier, und andere tierische Bestandteile in Lebensmitteln. Zusätzlich meiden sie jegliche Produkte, die durch die Verwendung von Tieren hergestellt wurden.
Veganismus hat sowohl ethische, ökologische als auch gesundheitliche Gründe und fördert einen Lebensstil, der mit der Umwelt und Tieren in Einklang ist. Aber wie verhält es sich eigentlich mit Honig?
Um die Fragen vorweg in der Kurzfassung zu beantworten, ob Honig vegan ist und weshalb Veganer keinen Honig essen: Es lässt sich nicht leugnen, dass die Produktion von Honig mit der Ausbeutung von Bienen und somit Tieren einhergeht – deshalb ist Bienenhonig nicht vegan und für Veganer keine essbare Option.
Aus welchen konkreten Gründen Veganer keinen Honig essen, erfährst du in diesem Artikel.
1. Honig ist nicht vegan
Bienen sind Tiere. Sie gehören zur Gruppe der Insekten und sind in der Familie der Honigbienen (Apidae) zugeordnet. Sie verfügen über ein komplexes Sozialwesen, dass Parallelen zum menschlichen verhalten aufweist.
Sie sind wichtige Bestäuber für viele Pflanzenarten und nehmen eine entscheidende Rolle in unserem Ökosystem ein. Honig wird zwar aus veganen Rohstoffen gewonnen, aber Bienen verarbeiten diesen Rohstoff über einen sehr langen Zeitraum und produzieren den Honig am Ende. Das macht Honig per se zu einem tierischen Erzeugnis und deshalb ungeeignet für Veganer.
2. Honig ist das Hauptnahrungsmittel von Bienen
Für Bienen ist Honig eine der Hauptnahrungsquellen. Honig ist eine konzentrierte und haltbare Form von Nektar, die von Bienen produziert wird, um ihnen durch die Wintermonate oder Zeiten mit wenig Blütenverfügbarkeit zu helfen. Honig enthält Zucker, Enzyme und Mikronährstoffe, die für die Ernährung der Bienen wichtig sind.
Bienen nutzen den Honig ferner als Energiequelle für ihre Flüge und als Futter für ihre Königin und die Larven. Veganer lehnen den Verzehr von Honig unter anderem ab, da durch den Konsum weniger Honig für die Bienen übrig bleibt.
3. Bienen werden für die Massenproduktion gezielt getötet
Um die Fördermenge von Honig zu maximieren, ist es leider bei vielen Imkern gängige Praxis, Bienen im Herstellungsprozess zu töten.In der Massenproduktion von Honig werden Bienen oft auf verschiedene Weise getötet. Hier sind einige Beispiele:
Pestizide und Chemikalien
Eine der häufigsten Methoden zur Bekämpfung dieser Milben, die Bienen schädigen, ist die Verwendung von Pestiziden. Diese Chemikalien können jedoch auch die Bienen töten oder ihre Immunität und Fruchtbarkeit beeinträchtigen.
Entfernung von Königinnen
In der Massenproduktion werden oft Königinnen entfernt und durch neue ersetzt, um die Honigproduktion zu maximieren. Die alten Königinnen werden dabei häufig einfach getötet.
Transport
Bienenstämme werden oft transportiert, um Honig zu produzieren, was Stress und Verletzungen verursachen kann. Darüber hinaus wird die gefährliche Varroamilbe häufig transportiert. Der Schädling kann ganze Bienenvölker auslöschen.
Monokulturen
Bienenstämme werden oft gezwungen, sich auf eine Art von Pflanze zu spezialisieren, was ihre Ernährung einschränkt und ihre Gesundheit beeinträchtigt, da sie keine ausgewogene Ernährung besitzen.
4. Honigbienen werden künstlich befruchtet
Künstliche Befruchtung von Bienen, ist eine Praxis, die in der Massenproduktion von Honig und in der Zucht von Bienenstämmen häufig verwendet wird. Die künstliche Befruchtung folgt meistens diesem Ablauf:
Sammlung von Bienen-Sperma
Drohnen (männliche Bienen), werden von Imkern gesammelt und ihr Sperma wird aus ihren Geschlechtsdrüsen extrahiert.
Befruchtung der Königin
Das gesammelte Sperma wird dann in eine Königin eingeführt, indem sie entweder direkt in ihren Eierstock injiziert oder in ihren Rüssel gespritzt wird.
Zucht von Bienenstämmen
Durch die künstliche Befruchtung können Imker ausgewählte Eigenschaften von Drohnen und Königinnen kombinieren, um bestimmte Eigenschaften wie Honigproduktion, Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten oder Aggressivität zu fördern. Da dies moralisch und auch ethisch stark verwerflich ist, lehnen Veganer Honig ab.
5. Bienen werden für eine höhere Honigproduktion verstümmelt
Der Verkauf von Honig ist für viele Unternehmen ein sehr lukratives Geschäft. Alle Faktoren, die die Menge an Honig negativ beeinflussen können, werden gezielt von vielen Imkern beseitigt. Imker manipulieren dazu gezielt das natürliche Verhalten von Bienen, indem sie die Bienen verletzen und verstümmeln. Eine weit verbreitete Praxis ist das Beschneiden der Flügel.
Imker entfernen den Bienen gezielt einen Teil ihrer Flügel, indem sie die Flügel mit einem scharfen Gegenstand und ohne jegliche Betäubung beschneiden. Diese Praxis wird am häufigsten an der Königin und an den Drohnen ausgeübt.
Das hat verschiedene Auswirkungen auf das Verhalten von Bienen.
Zum einen können die Bienen nicht mehr davonfliegen und den Bienenstock verlassen. Imker können dadurch genau kontrollieren und steuern, wo sich die Bienen aufhalten. Der Bienenstock wird dadurch zum Gefängnis für die Bienen und Bienen können leichter ausgebeutet werden.
Zum anderen sind die Bienen dadurch gezwungen, mehr Honig zu produzieren. Sie können nicht ihrem natürlichen Habitus nachgehen und den Bienenstock verlassen, um Nektar oder Pollen zu sammeln. Das einzige, was Ihnen bleibt, ist , die vorhandenen Rohstoffe in Honig zu verwandeln.
Honig-Bienen verrichten Schwerstarbeit
* 20.000 Bienen sind an der Produktion von 500g Honig beteiligt.
* Für 500g Honig müssen diese Bienen insgesamt 3x um die Erde fliegen (120.000km).
* Für 500g Honig muss 1 Liter Nektar gesammelt werden – Dafür müssen die Bienen 40.000-mal ausfliegen.
* Dafür fliegt eine einzelne Biene etwa 10-mal täglich aus und besucht dabei bis zu 300 Blüten.
6. Die Honigproduktion erfolgt häufig mit Schadstoffen
Die Verwendung von Schadstoffen bei der Massenproduktion von Honig ist ein großes Problem, das sowohl für die Bienen als auch für die Umwelt und die Gesundheit von Menschen schädlich sein kann. Hier sind einige Beispiele für die Verwendung von Schadstoffen in der Honigproduktion:
Pestizide
Imker verwenden häufig Pestizide, um Bienen vor Schädlingen und Krankheiten zu schützen. Diese Chemikalien können jedoch auch die Bienen töten oder ihre Immunität und Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Pestizide gelangen auch in den Honig, was bedeutet, dass er für Menschen, die ihn konsumieren, schädlich sein kann.
Antibiotika
Imker verwenden oft Antibiotika, um Bienen vor Krankheiten zu schützen. Dies kann jedoch zu einer Resistenz gegen Antibiotika führen und beeinträchtigt die Gesundheit der Bienen.
Formaldehyd und Chemikalien
Imker verwenden Formaldehyd und andere Chemikalien, um Waben zu desinfizieren, um die Ausbreitung von Krankheiten und Schädlingen in den Bienenständen zu verhindern. Formaldehyd wird häufig in der Imkerei verwendet, weil es ein wirksames Desinfektionsmittel ist und eine lange Wirkungsdauer hat.
Es tötet Bakterien, Pilze und Viren ab, die in den Waben vorhanden sein können. Formaldehyd wird jedoch auch als giftig und reizend für die Atemwege angesehen.
7. Der Verzehr von Honig ist nicht besonders gesund
Honig ist ein Nahrungsmittel, das hauptsächlich zum Süßen von anderen Speisen verwendet wird. Es besteht größtenteils aus Zucker, insbesondere Fructose und Glucose. Ein hoher Zuckergehalt kann zu einer Reihe von gesundheitlichen Problemen führen, wie z.B. Übergewicht, Diabetes, Herzerkrankungen und Karies.
Honig enthält zwar einige Mikronährstoffe wie Vitamine und Mineralien, jedoch in sehr geringen Mengen, die nicht ausreichend sind, um die empfohlene Tagesdosis abzudecken. In einigen Herstellungsprozessen wird Honig zusätzlich erhitzt, was dafür sorgen kann, dass die enthaltenen Nährstoffe vernichtet werden.
Einige Menschen können allergisch auf bestimmte Pollen reagieren, die im Honig enthalten sind. Diese Allergien können heftige Schnupf- und Niesanfälle auslösen.
8. Die Honigproduktion geht mit hoher Umweltbelastung einher
Die Massenproduktion von Honig erzeugt nicht nur den süßen Honig ,den so viele Menschen verzehren. Es hat zusätzlich auch noch negative Auswirkungen auf unsere Umwelt und unsere Umgebung.
Zu den Faktoren, die unsere Umwelt am stärksten belasten gehören folgende Punkte:
Monokulturen
Bei Monokulturen handelt es sich um den gezielten Anbau einer Pflanzenart. Das hat zur Folge, dass Bienen nicht mehr die Vielfalt an Pflanzen besitzen, die sie zum Überleben brauchen. Monokulturen fördern keine Biodiversität und sollten deshalb vermieden werden.
Pestizide
Der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft kann zu Vergiftungen und Todesfällen bei Bienen führen und beeinträchtigen die Umwelt. Pestizide können auch andere Tiere und Pflanzen beeinträchtigen und die Bodenqualität stark beeinträchtigen.
Verlust von natürlichen Lebensräumen
Imker können natürliche Lebensräume von Lebewesen, wie Wälder und Feuchtgebiete, zerstören, um Platz für künstliche Bienenstände zu schaffen.
Transport
Honig wird oft über große Entfernungen transportiert, was zu einem höheren Energieverbrauch und zur Emission von Treibhausgasen führt.
9. Die Massenproduktion von Honig fördert das Bienensterben
Bei der Massenproduktion von Honig wird von vielen Imkern ein künstlicher Lebensraum geschaffen, der einzig und allein darauf ausgerichtet ist, die Honigmenge zu maximieren. Dieses Maximierungsprinzip geht zulasten der Bienen und sorgt dafür, dass die Bienen überarbeitet und gestresst sind.
Darüber hinaus werden die Bienen manipuliert und können ihre soziale Struktur nicht mehr ausleben, was das Immunsystem von Bienen schwächt und sie anfällig für Krankheiten oder Angriffe durch natürliche Feinde wie die Varroamilbe macht.
Einer der Haupttreiber für das Bienensterben sind die bereits erwähnten Monokulturen. Monokulturen verringern die Biodiversität und somit die Aufnahme von verschiedenen Nahrungsmitteln aus diversen Quellen. Wenn sich Menschen kontinuierlich von einer Nahrungsquelle ernähren würden, würde es nach kurzer Zeit zu Mangelerscheinungen kommen. Ähnlich verhält es sich bei Bienen.
Die einseitige Ernährungsweise, der Stress durch Verletzungen und Manipulation des Lebensraums führt zu starken Einschränkungen und sorgt dafür, dass immer mehr Bienen sterben.
10. Es gibt genügend vegane Honig-Alternativen
Ein weiterer Grund, weshalb Veganer keinen Honig essen,liegt darin begründet, dass es unzählige Alternativen auf dem Markt gibt. Einige beliebte Alternativen sind:
Ahornsirup
Ahornsirup ist eine beliebte Alternative zu Honig, die in vielen Rezepten verwendet werden kann. Er hat eine ähnliche Konsistenz und Süße wie Honig und wird aus Bäumen gewonnen.
Agavendicksaft
Agavendicksaft ist ein weiteres beliebtes Süßungsmittel, das in vielen Rezepten verwendet werden kann. Es hat eine ähnliche Konsistenz wie Honig und ist eine gute Alternative für Menschen mit einer Fruktoseintoleranz.
Dattelsirup
Dattelsirup wird aus Datteln hergestellt und ist sehr zäh und dickflüssig. Es schmeckt unglaublich süß und ist zurecht eine beliebte Zutat für viele süße und herzhafte Rezepte.
Reissirup
Reissirup hat einen milden Geschmack und wird ebenfalls zum Süßen von Speisen verwendet. Um Reissirup herzustellen, fermentiert man einfach Reismehl.
Veganer Honig
Veganer Honig, auch als “pflanzlicher Honig” bezeichnet, ist ein alternatives Süßungsmittel, welches aus pflanzlichen Zutaten hergestellt wird. Es wird in der Regel aus Früchten, Nüssen, Samen oder anderen pflanzlichen Zutaten hergestellt und hat eine ähnliche Konsistenz und Süße wie Honig. Von allen Alternativen kommt es dem klassischen Honiggeschmack am nächsten.
Video-Tipp zum Thema
Detaillierte Informationen und Tipps zu Honigbienen und weshalb veganer keinen Honig essen, findest du auch in dem sehr informativen YouTube-Video von Tom Amthauer. Darin geht er genauer darauf ein, weshalb es aus ethischer und ökologischer Sicht Sinn macht, auf Honig zu verzichten.
Fazit
Es lässt sich heute nicht mehr leugnen, dass die Produktion von Honig mit der Ausbeutung von Bienen und somit Tieren einhergeht. Das leckere Süßungsmittel fordert somit seinen Preis. Jeder von uns muss sich damit auseinandersetzen, ob dieser versteckte Preis gezahlt werden möchte.
Langfristig schadet der unethische Anbau von Honig nicht nur Bienen, sondern auch unserer Umwelt. Es existieren mittlerweile genügend Alternativen. Alles, was es nun noch braucht, ist eine Entscheidung. Mit dieser Entscheidung können wir ein Zeichen setzen und dafür sorgen, dass auf ethische und moralische Produktionsweisen gesetzt werden.
Quellenangaben
Titelbild: © Aleksandr Rybalko | stock.adobe.com
Bienen werden für Honig getötet: © stefano | stock.adobe.com
Bienen werden für Honig verstümmelt: © rupbiler | stock.adobe.com
Honig-Alternative Ahornsirup: © chamillew | stock.adobe.com