Ein Leben für den Tierschutz – Interview mit Andrea Mailänder

Dass Veganismus und das Handeln ganz im Sinne eines tierleidfreien Lebens weit über die alltägliche Ernährung hinausgeht, ist vielen Menschen bewusst. Welchen Einsatz und welche Leidenschaft einzelne Personen hierfür aufbringen, entzieht sich den Meisten. Eine dieser Menschen ist Andrea.

Sie ernährt sich vegan und setzt sich darüber hinaus aktiv für den Tierschutz ein. Wir freuen uns sehr, Sie in unserem heutigen Interview begrüßen zu dürfen, um damit einen kleinen Einblick in Ihre Arbeit zu erlangen.

Hallo Andrea! Schön, dass du dir die Zeit nimmst!

Bitte stelle dich einmal kurz vor – Wer bist du? – Was machst du?

Andrea Mailänder Tierschutz

Mein Name ist Andrea Mailänder, ich bin 47 Jahre alt und lebe zusammen mit meiner Katze in Bünde, rund 20 km nördlich von Bielefeld.

Neben meiner Arbeit in einem Möbelhaus engagiere ich mich für die vegane Lebensweise und den Tierschutz.

Seit wie vielen Jahren lebst du schon vegan und wie ist es dazu gekommen?

Vegan lebe ich jetzt seit etwa 5 Jahren. 2014 habe ich damit angefangen meine Ernährung anzupassen bzw. umzustellen. Das Ganze war eher ein Prozess – “Step by Step” und kein harter Schnitt von heute auf morgen. Der Weckruf zur Umstellung kam tatsächlich durch die sozialen Medien, vorrangig durch Facebook zustande. Die Beiträge anderer Menschen haben mich zunehmend für die Thematik sensibilisiert und so bin ich Stück für Stück in den Veganismus reingewachsen.

Wobei ich in meinem Herzen immer schon gefühlt habe, dass da etwas falsch läuft. Es haperte aber an der Umsetzung. Durch Social Media wurde mir klar, dass ich mit meinem Gefühl nicht alleine bin. Da war diese Bewegung und ich wollte dazugehören. Dabei sein, um für mich in den Spiegel schauen zu können und zu sagen: Ich bin nicht mehr Teil dieses Horrors!

Genau zu diesem Zeitpunkt fing es auch an, dass der Veganismus immer mehr “Mainstream” wurde. Geschäfte brachten mehr und mehr pflanzliche Produkte in die Läden und die allgemeine Akzeptanz erhöhte sich. Für mich war es einfach der perfekte Zeitpunkt, etwas zu verändern. Ich hatte verstanden, dass ich die Anderen bzw. das große Ganze nicht direkt verändern kann. Was ich aber ändern konnte, war mich und mein Verhalten. Und wenn dies auch ganz viele andere tun, dann besteht die Möglichkeit, dass sich das große Ganze doch verändert.

Wie strikt hälst du dich an einen veganen Lebensstil? Wo ziehst du die Grenze?

Ich halte mich sehr strikt an den veganen Lebensplan. Angefangen bei der Ernährung über Kosmetikprodukte versuche ich in jedem Bereich des Lebens pflanzliche Produkte zu kaufen. Das Einzige, was ich noch aus tierischen Erzeugnissen besitze, sind ein paar Lederschuhe und ein Ledergürtel. Diese werde ich jetzt aber auch nicht wegwerfen, da sie noch gut erhalten sind.

Was bedeutet Veganismus für dich?

Veganismus ist für mich das Ablehnen jeglicher Gewalt. Die Achtung und der Respekt vor jedem Leben – egal welches. Die Tiere als Lebewesen zu sehen, die mit mir und nicht für mich auf diesem Planeten leben. Auch die Achtsamkeit gegenüber dem Planeten und der Umwelt selbst gehört für mich dazu. Ich versuche durch mein Leben und meine täglichen Entscheidungen  möglichst wenig Schaden anzurichten. Gleichzeitig steht der Veganismus für mich aber auch für die Gesundheit und Achtsamkeit auf den eigenen Körper. Ich versuche ihm so viel Gutes zu geben wie möglich und die schlechten Dinge zu meiden.

Du arbeitest als Tierschützerin – Was machst du da genau?

Zusammen mit zwei Freunden (Jürgen Berger und Tina Dielforder) habe ich eine vegane Gruppe mit dazugehörigem veganem Stammtisch in meinem Wohnort gegründet. Der Stammtisch trifft sich regelmäßig, circa einmal im Monat und umfasst mittlerweile bis zu 40 Teilnehmer.

Des Weiteren betreue ich mit einem Team zusammen ein privates Tierheim in Rumänien mit circa 50 Hunden. Dort bin ich verantwortlich für die Patenschaften der Hunde. Als Volontär bin ich zweimal im Jahr für circa eine Woche in Rumänien, um die Hunde kennenzulernen und dort mitzuhelfen. Außerdem unterstütze ich natürlich bei der Vermittlung der Tiere, erstelle Flyer und Hundemappen und bin auch dabei, wenn die Hunde in Deutschland ankommen.

Darüber hinaus bin ich auch im Netz aktiv. Ich betreue unter anderem die Fotoalben und Social Media Kanäle unseres Vereins bzw. pflege ich meine eigene Website / Blog rund ums Thema Tierschutz. Alle Leser sind herzlich eingeladen hier mal vorbeizuschauen:

Andreas Tierschutz

Wie viel Zeit investierst du im Monat in den Tierschutz? Machst du das alles ehrenamtlich?

Ich kann hier nur schätzen. An manchen Tagen ist es etwas mehr, an anderen etwas weniger. Grob würde ich circa 60 Stunden im Monat schätzen, die in den Tierschutz und die dazugehörige Organisation fließen – natürlich alles ehrenamtlich. Ich werde nicht dafür bezahlt – Im Gegenteil, ich spende jeden Monat selbst noch einen kleinen Betrag an unser Tierheim in Rumänien.

Was war das einprägsamste Erlebnis, das du in deiner Zeit im Tierschutz erlebt hast?

Dies kann ich so gar nicht beantworten, da es nicht dieses eine Erlebnis gibt. Es ist eher die Summe der Erlebnisse, die den Tierschutz ausmachen. Natürlich ist es immer unglaublich schön in Rumänien seine Zeit mit den Hunden zu verbringen. Gerade bei Tieren, die anfangs etwas ängstlicher sind, ist es wundervoll zu sehen, wenn sie Vertrauen gewinnen und ankommen.

Aber auch die geglückte Vermittlung eines Hundes ist immer ein wirklich toller Moment, den man nicht vergisst. Auch bei den jährlichen Vereinstreffen, bei denen man viele Hunde wieder trifft, sind unglaublich berührende Momente.

Du begleitest Demonstrationen, bei denen es um das Schützen der Tiere geht –  Wie schätzt du Erfolge solcher Aktivitäten ein?

In der Vergangenheit habe ich einige unterschiedliche Demonstrationen begleitet. Zum Beispiel gegen Pelz, gegen die Tötung der Straßenhunde oder für die Schließung der Schlachthäuser. Darüber hinaus habe ich auch schon beim Cube of Truth (Würfel der Wahrheit) mitgemacht, wo man Informationen über Bildschirme an die Menschen heranträgt.

Cube of Truth
Cube Of Truth

Aktuell liegt mein Fokus aber eher auf klassischen Informationsständen. Meiner Meinung nach kann man mit den Demos Aufsehen erregen, um die Thematik wieder in die Köpfe der Leute zu bekommen. Ich bin aber auch der Meinung, dass im privaten Gespräch die einzelne Person viel besser erreicht werden kann.

Was empfiehlst du Menschen, die sich gerne im Tierschutz engagieren möchten?

Als erstes empfehle ich, sich mit der veganen Lebensweise auseinanderzusetzen und die Ernährung und den Lebenswandel Schritt für Schritt auf vegan umzustellen. Hierzu zählt zum Beispiel auch, dass man Zoo, Delphinarium und Tierzirkus nicht besucht oder auch keine Produkte, die mit Tierversuchen in Verbindung stehen kauft. Auch auf Pelz, Leder und Daunen sollte verzichtet werden.

Darüber hinaus empfehle ich die Suche eines guten Vereins, um sich dort entsprechend einzubringen. Angefangen von der Übernahme einer Patenschaft bis hin zu Auslandsaufenthalten in Tierheimen kann hier jeder, der möchte, seinen Anteil leisten.

Wenn von dem ein oder anderen Leser Interesse besteht, würde ich mich sehr über die Unterstützung in unserem Tierheim in Rumänien freuen.

Wie begegnest du Menschen, die mit Veganismus und Tierrecht nichts anfangen können bzw. eine ablehnende Haltung haben? Stichwort Veganismus ist extrem usw.

Ich versuche in jedem Fall immer nett und freundlich zu bleiben und probiere sie entsprechend mit guten Argumenten zu erreichen und zum Nachdenken anzuregen. Ich gehe aber auch schnell auf Abstand, wenn ich merke, dass jemand nicht offen für neue Einsichten ist. In jedem Fall vertrete ich an dieser Stelle ganz klar meine Meinung und versuche hier auch nichts zu beschönigen. Sätze wie “Vegetarismus ist auch okay” wird man von mir nicht hören.

Wie siehst du die aktuelle Entwicklung im Bereich Veganismus?

Ich finde die aktuelle Entwicklung im Veganismus unglaublich gut. Der Trend geht immer mehr hin zum pflanzlichen Lebensstil. Es ist im “Mainstream” und damit in den Märkten angekommen. Man findet immer mehr Informationen in den Medien und Nachrichten. Die Menschen öffnen sich immer mehr für die Thematik und das ist eine wirklich tolle Entwicklung in den letzten Jahren.

Glaubst du an eine rein vegane Zukunft?

Diese Frage muss ich getrennt antworten:

So wie wir aktuell leben, in diesem System glaube ich nicht an eine rein vegane Zukunft. Auch wenn der Trend in diese Richtung geht, so gibt es leider immer noch viel zu viele Menschen, die zu egoistisch sind und einfach nicht über ihr Verhalten nachdenken. Aus diesem Grund sehe ich im aktuellen System leider keine rein vegane Zukunft.

Ich glaube aber an eine rein vegane Zukunft aufgrund meines biblischen Hintergrunds. Denn in der Bibel steht ganz klar, dass es eine Veränderung geben wird, durch die das Paradies wieder hergestellt wird. “Ursprüngliche Ernährung steht in 1. Mose 1, Verse 29 und 30”

Wenn du die Möglichkeit hättest, eine große Werbetafel an allen großen Plätzen dieser Erde aufzustellen (London, New York, Berlin etc.). Was würdest du den Menschen mitteilen wollen?

Da könnte man so vieles drauf schreiben 🙂

  • “Schaut nicht weg”
  • “Go Vegan”
  • “Mitleid ist zu wenig”
  • “Werdet aktiv für die Tiere”

Wobei ich eigentlich eher dafür wäre, Videos abzuspielen oder Bilder anzuzeigen, z.B. Aufklärungsvideos von Peta oder Animal Equality.

Hast du abschließende Worte an unsere Leser?

Wenn es Leser aus der Nähe von Bünde und Umgebung gibt, würde ich mich sehr freuen, wenn die Leute unseren veganen Stammtisch besuchen. Weiterhin freue ich mich über jeden, der Interesse hat, unser Tierheim in Rumänien zu unterstützen. Aber vielleicht findet sich darüber hinaus ja auch jemand, der einen Hund adoptieren möchte.

Liebe Andrea,

vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, alle Fragen zu beantworten. Viele Tiere können heute in Frieden leben, weil Menschen wie Du sich so für den Tierschutz einsetzen.

Danke für deine Arbeit!

Quellenangaben

Titelbild: © Damian | stock.adobe.com

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