Veganismus ist eine Lebensweise, die alle Aspekte unseres Lebens umfasst. Es ist mehr als nur eine Ernährungsumstellung – es ist ein Lebensstil, der auf Gerechtigkeit und Respekt basiert. Viele Menschen stellen sich die Frage: “Warum sollte ich vegan leben?” Die Antwort darauf ist recht einfach: Veganismus ist die ethischste Lebensweise überhaupt!
In diesem Artikel möchte ich dir erklären, warum das so ist und was dich erwartet, wenn du den Schritt machst und vegan lebst. Ich werde dir die häufigsten Fragen beantworten, damit du dein neues Leben mit der nötigen Information und Unterstützung direkt anfangen kannst.
Danach hast du bestimmt schon eine ganz andere Perspektive auf das Thema. Also, legen wir gleich los:
Was bedeutet vegan?
Der Begriff Vegan leitet sich aus den zwei lateinischen Begriffen “Vegetare” und “Vegetus” ab. Vegetare bedeutet so viel wie “Leben” und Vegetus steht für “Lebendig” oder “Ganz gesund”. Veganismus bezeichnet frei übersetzt “Gesundes Leben”.
"Alles, was der Mensch den Tieren antut, kommt auf den Menschen zurück."
Dieses Zitat stammt von Pythagoras, der bereits im Jahr 570-500 v. Christus den Vegetarismus begründete. Er gilt somit als einer der ersten großen Vertreter der fleischlosen Ernährung. Die erste vegane Gesellschaft wurde dann rund 2000 Jahre später im Jahr 1944 von Donald Watson in England gegründet.
Was genau sind Veganer?
Veganer verzichten auf alle tierischen Produkte in ihrer Ernährung inklusive Eiern, Milchprodukten und Honig.
Streng lebende Veganer verzichten über die Ernährung hinaus auch auf andere tierische Erzeugnisse wie beispielsweise Leder oder Wolle. Ein kompletter “Verzicht” auf alle tierischen Produkte ist in der Theorie zwar möglich, gestaltet sich in der Praxis allerdings nicht immer als praktikabel. Gerade wenn es um Dinge wie die Einnahme von Medikamenten geht. Hier werden wie weitgehend bekannt oftmals Tests an Tieren durchgeführt, bis diese in den Handel gelangen. Dies entspricht laut strenger Definition einem nicht veganen Erzeugnis.
Beim Veganismus geht es aber auch nicht darum, einen Wettbewerb zu gewinnen und der beste Veganer zu sein. Es geht darum, das Tierleid und die negative Beeinträchtigung der Umwelt auf ein Minimum zu reduzieren und dabei ein gesundes und vitales Leben zu führen.
Wieviele Veganer gibt es?
Die letzte bekannte statistische Erhebung im Jahr 2016 geht von 1,3 Millionen Veganer in Deutschland aus.
Diese Zahl stammt aus einer Befragung der Skopos Group im Jahre 2016. Sie kam zu dem Schluss, dass rund 1,6% der Deutschen einer rein veganen Ernährung nachgehen. Da in den letzten Jahren im Bewusstsein vieler Menschen ein Umdenken stattfand, kann man davon ausgehen, dass sich die Zahl aktuell irgendwo im Bereich von 2-2,3% befinden sollte. Dies entspräche somit 1,6-1,8 Millionen Veganern in ganz Deutschland.
Was essen Veganer?
Veganer essen alle Lebensmittel, die keinen tierischen Ursprung haben.
Im Detail bedeutet dies einen “Verzicht” auf alle Produkte, bei denen ein Tier oder Tiererzeugnis im Endprodukt oder in der Herstellung beteiligt ist. Darüber hinaus essen sie alles, was auch Omnivoren in ihrem täglichen Leben verzehren. Nudel, Reis, Getreide, Obst, Gemüse, Salat und viele weitere pflanzliche Lebensmittel.
Ist eine vegane Ernährung gesund?
Eine vegane Ernährung muss nicht zwangsläufig gesund sein. Dass sich Veganer oftmals sehr genau mit ihrer Ernährung befassen, leben sie im Schnitt aber gesünder als die meisten Omnivoren.
Bei einer gesunden Ernährung kommt es auf viele verschiedene Faktoren an. Pommes und Cola sind laut Definition auch vegane Produkte. Ernährt man sich also ausschließlich davon, könnte man sich als Veganer bezeichnen. Von einem gesunden Lebensstil ist dies selbstverständlich weit entfernt.
Ist die vegane Ernährung ungesund?
Eine vegane Ernährung ist, wenn man diverse Dinge beachtet, in keinem Fall ungesund. Auch Mangelerscheinungen können bei einer ausgewogenen veganen Ernährung gemieden werden.
Sowie eine vegane Ernährung nicht zwangsweise gesund sein muss, so ist sie auch nicht direkt ungesund. Beachtet man ein paar grundlegende Eckpfeiler wie beispielsweise Vitamin B12, Eiweißversorgung etc. so ist eine vegane Ernährung sehr zuträglich für den menschlichen Körper. Besser noch, eine weitreichende Studie mit 130.000 Menschen hat gezeigt, dass Veganer eine höhere Lebenserwartung haben als diese, die Fleisch und Eier verzehren.
Wie viele Tiere werden jährlich getötet?
Weltweit geht man aktuell von rund 150 Milliarden Tieren aus, die jährlich getötet werden. Dies entspricht ungefähr 19 Mal der Weltbevölkerung an Menschen.
Zur Veranschaulichung der Menge getöteter Tiere kann man auch sagen, dass aktuell 4756 Tiere pro Sekunde getötet werden. 150 Milliarden Tiere teilen sich wie folgt auf:
- 85 Milliarden Fische und andere Meerestiere
- 58 Milliarden Hühner
- 1,4 Milliarden Schweine
- 517 Millionen Schafe
- 300 Millionen Rinder
- Der Rest teilt sich auf in andere Tierarten wie Hasen, Enten, Pferde usw.
Um dir den Wahnsinn besser vorstellen zu können, wirf doch mal einen Blick auf unseren Animal-Kill-Counter.
Wer sind berühmte Veganer?
Leonardo DiCaprio, Ben Stiller, Johnny Depp, Demi Moore, Natalie Portman, James Cameron, Miley Cyrus, Usher, Nena, Steve-O, Patrik Baboumian, Jürgen Gerlach.
Die Liste der berühmten Promi-Veganer ist sehr lang und dies selbstverständlich nur ein kleiner Auszug. In den Medien sieht man, dass sich immer mehr Prominente der veganen Ernährung verpflichten. Gerade hinsichtlich ihrer Vorbildfunktion jungen Menschen gegenüber, ist dies eine tolle Sache und ein willkommener Trend.
Wie man sieht zieht sich der Veganismus durch alle Sparten der Öffentlichkeit. Wir haben namhafte Schauspieler wie Leonardo DiCaprio oder Ben Stiller. Aber auch Musiker, Sportler und Politiker, die sich einer rein pflanzlichen Ernährung verschrieben haben.
Was macht man sich als Veganer aufs Brot?
Veganer belegen oder bestreichen ihr Brot mit allen nicht tierischen Produkten. Humus, vegane Margarine, veganer Käse oder Wurstalternativen.
Die vegane Ernährung wird heutzutage immer einfacher. Nicht nur im Bioladen, sondern auch im Supermarkt finden sich zahlreiche vegane Alternativen. Neben veganen Wurst- und Käsealternativen sind bei Veganern unterschiedliche Brotaufstriche wie beispielsweise Humus sehr beliebt.
Welche Lebensmittel sind vegan?
Alle Lebensmittel, die keine Erzeugnisse tierischen Ursprungs sind und in deren Herstellungsprozess keine Tiere oder Tierprodukte verwendet wurden.
Auch viele Lebensmittelzusatzstoffe können tierischen Ursprungs sein. Somit kann man von einem rein veganen Produkt nur dann ausgehen, wenn sich auch keine dieser Stoffe im Produkt befindet. Um vegane Lebensmittel leichter zu erkennen, gibt es aktuell mehrere Siegel die zur Auszeichnung dienen. Hierzu zählen unter anderem das V-Label, die Vegan Blume, Vegan Label (Vegane Gesellschaft) oder auch das Siegel Peta Approved Vegan. Ist ein Produkt mit einem dieser Siegel versehen, kann man von einem veganen Lebensmittel ausgehen.
Ist Brot vegan?
Ein Brot in seiner reinen ursprünglichen Form gebacken aus Basiszutaten Mehl, Wasser, Hefe und unterschiedlichen Samen und Körnern ist vegan.
Aber Achtung! Schon lange wird nicht mehr nur mit Basiszutaten gebacken. Gerade im Supermarkt bekommt man viel industriell verarbeitete Teigware zum Kauf. Hier sollte darauf geachtet werden, dass sich keine Eier, Honig oder Milch unter den Zutaten tummeln. Auch der Zusatzstoff L-Cystein (E920 / E921) der aus Federn, Borsten oder Tierhaaren gewonnen wird, ist in einigen Billigbackwaren anzutreffen.
Sind Brezeln vegan?
In ihrer klassischen Herstellung ist die Brezel vegan. Ein traditioneller Laugenteig besteht aus Mehl, Wasser, Hefe, Salz und Natron.
Aber aufgepasst, in einigen Regionen der Republik wird dem Brezelteig Schweineschmalz zugefügt. Dann ist die Brezel natürlich nicht mehr vegan. Einige Backwaren-Geschäfte zeichnen ihre Brezeln aber bereits auch mit einem Vegan-Siegel aus, wodurch man sicher sein kann, eine traditionelle Laugenbrezel ohne tierische Inhaltsstoffe zu erwerben.
Ist Margarine vegan?
Nicht alle Margarine-Produkte sind vegan. Ist der Margarine beispielsweise Butter beigefügt, so ist diese nicht mehr vegan.
Nichtsdestotrotz gibt es viele Margarine-Produkte unterschiedlicher Hersteller, die komplett auf tierische Produkte verzichten und somit rein pflanzlich sind. Wer Margarine kauft, sollte entweder auf ein entsprechendes Vegan-Siegel achten oder die Zutaten genauer unter die Lupe nehmen. Als letzter Hinweis sollte noch gesagt werden, dass Fett, egal ob tierischer oder pflanzlicher Herkunft, das bei Raumtemperatur fest ist, nur in begrenzten Mengen verzehrt werden sollte.
Ist Honig vegan?
Da Honig von Bienen produziert wird und diese sogar zum Teil nach der Honigernte getötet werden, ist Honig ganz klar ein tierisches Erzeugnis und somit nicht vegan.
Viele “Veganer” sehen es bei dem gelben Zuckerschleim der Bienen in der Tat oftmals nicht so eng und haben Honig in ihre Ernährung integriert. Die Vegan Society hat in ihrer allgemeinen Vegan-Definition (EN) die Verwendung von Honig strikt ausgeschlossen. Auch andere Produkte wie Bienenwachs, Bienenpollen, Gelee-Royal oder Propolis (Bienenkleber) sind nicht vegane Erzeugnisse von Bienen.
Ist Zucker vegan?
Auch wenn Zucker aus Pflanzen (Zuckerrübe oder Zuckerrohr) gewonnen wird, kann es sein, dass er durch die Verwendung von Tierkohle entfärbt wurde.
Aus diesem Grund ist nicht jeder Zucker zwangsläufig als vegan zu betrachten. Zu unserem Glück trifft diese Tatsache allerdings hauptsächlich auf Zucker aus den USA zu. Zucker aus deutscher Herstellung wie beispielsweise der Firma Südzucker sind durchaus vegan.
Ist Wein vegan?
Im Herstellungsprozess von Wein kommt es zur sogenannten Klärung. D.h. der Wein wird geklärt. Hierzu werden meist Eiklar, Gelantine oder Hausenblase (Fisch) eingesetzt. Streng genommen ist traditioneller Wein somit nicht vegan.
Heutzutage findet man aber immer häufiger auch veganen Wein in Bio- oder Feinkostläden. Hier wurde im Herstellungsprozess einfach auf den Einsatz tierischer Produkte zum Zweck der Klärung verzichtet.
Ist Bier vegan?
Sofern Bier nach dem deutschen Reinheitsgebot gebraut wird, ist es vegan.
Aufgepasst werden sollte bei importierten Bieren, die nicht dem deutschen Reinheitsgebot unterliegen. Hier kann es sein, dass wie beim Wein eine Klärung mit Gelantine oder Eiklar stattgefunden hat. Da hierdurch ein tierisches Produkt im Herstellungsprozess verwendet wurde, ist solches Bier somit nicht mehr vegan.
Vegane Ernährung in der Schwangerschaft?
Es ist durchaus sehr gut möglich, sich während und auch nach der Schwangerschaft vegan zu ernähren. Sich vorher aber genauestens zu informieren ist Pflicht.
Hierzu sollte man sich entweder an einen geeigneten Arzt wenden oder sich entsprechende Fachliteratur besorgen. Ein leicht verständlich geschriebenes und von Ärzten empfohlenes Buch ist Vegan in anderen Umständen. Auf 288 Seiten klären die Autorinnen Carmen Hercegfi und Sarah Gebhardt wissenschaftlich fundiert alles über gesundes Essen und Nahrungsergänzung in der Schwangerschaft auf. Dazu gibt es noch 133 leckere Rezepte, die einem die Schwangerschaft schmackhaft machen.
Vegane Ernährung bei Kindern?
Eine vegane Ernährung bei Kindern ist ohne Mangelerscheinungen möglich und durch Studien belegt.
Eine Studie, die vom Institut für alternative und nachhaltige Ernährung (IFANE), der Fachhochschule des Mittelstands (FHM) und der Universität Bonn mit 364 Kindern über zwei Jahre durchgeführt wurde, bestätigt. Größe und Gewicht der Kinder befanden sich im Normbereich. In einigen Bereichen der Mikronährstoff- und Vitaminversorgung hatten die vegan ernährten Kinder bessere Werte als Mischköstler (Vitamin C, Zink, Eisen, Vitamin B12).
Mangelerscheinungen bei veganer Ernährung?
Wie bei allen Ernährungsformen kann es auch bei der veganen Ernährung zu Mangelerscheinungen verschiedener Vitamine, Mineralstoffe oder Spurenelemente kommen.
Dies liegt aber nicht per se an der veganen Ernährung, sondern trifft alle Ernährungsformen gleich. Auf die Ausgewogenheit innerhalb der jeweiligen Ernährung kommt es an. Da sich Veganer in der Regel sehr genau mit ihrer Ernährungsform auseinandersetzen, sind sie nur selten von Mangelerscheinungen betroffen.
Welche Nährstoffe braucht ein Veganer?
Ein Veganer braucht die gleichen Nährstoffe, die auch ein Fleischesser oder Vegetarier braucht. Lediglich die Lebensmittelauswahl, die zum Bezug dieser Nährstoffe dient, ist eine andere.
Dass Veganer besondere Nährstoffe brauchen, ist ein weit verbreiteter Irrglaube. Schauen wir uns in diesem Zusammenhang zum Beispiel die Vitamin B12 Debatte an, sieht man, dass der Großteil der Personen mit Vitamin B12-Mangel sich nicht vegan ernähren. Trotzdem ist B12 ein kritisches Thema und sollte nicht vernachlässigt werden. Dazu nachfolgend mehr.
Welche Nahrungsergänzungsmittel als Veganer?
Als Veganer sollte man sein Vitamin B12 testen und / oder mit einem Vitamin B12-Präparat supplementieren.
Viele Hersteller veganer Ersatzprodukte wie veganem Joghurt oder pflanzlichem Käse setzen den Produkten oftmals Vitamin B12 zu. Wer also auf solche Lebensmittel in seiner Ernährung zurückgreift, kann gegebenenfalls auf eine zusätzliche Einnahme von B12 verzichten. Eine regelmäßige Blutwert-Untersuchung liefert Klarheit über einen eventuellen Vitaminmangel. Nicht nur bei Veganern!
Wo bekommen Veganer ihre Proteine her?
Veganer beziehen ihr Eiweiß aus rein pflanzlichen Quellen. Gute pflanzliche Proteinquellen sind unter anderem Linsen, Erbsen, Hanf, Hafer, Nüsse, Soja oder Weizen.
Eine ausreichende Eiweißversorgung bei der Einhaltung einer rein pflanzlichen Ernährung ist problemlos möglich. Hülsenfrüchte, Soja oder Getreide liefern hochwertiges Eiweiß für den menschlichen Körper. Eine Kombination unterschiedlicher Eiweißquellen sorgt für ein hochwertiges Aminosäuren-Profil (Biologische Wertigkeit). Alles über vegane Eiweissversorgung in unserem Eiweiß-Ratgeber.
Fazit
Es gibt viele Gründe, warum Menschen sich für einen veganen Lifestyle entscheiden. Für manche ist es ein moralischer Standpunkt, für andere eine Frage der Gesundheit oder des Umweltschutzes. Was auch immer der Grund sein mag, vegane Ernährung und Lebensweise bieten viele Vorteile und sind ein mächtiges Werkzeug, um einen positiven Beitrag zum Lifestyle und Umweltschutz zu leisten. Es erfordert Geduld und Engagement, aber die Einstellung zur Ernährung und damit auch zum Leben wird sich eindeutig positiv verändern.
Wenn du jetzt den Eindruck hast, dass der vegane Lifestyle viel Arbeit und Aufwand bedeutet, dann hast du dich getäuscht. Es ist zwar wichtig, sich über die Inhaltsstoffe von Lebensmitteln und Kosmetika Gedanken zu machen, aber mit ein bisschen Planung ist das gar kein Problem. Und wenn du erst einmal den Schritt in die vegane Welt gewagt hast, wirst du merken, wie viele tolle Sachen es gibt, die du bisher gar nicht kanntest. Also los – tu dir selbst und der Umwelt einen Gefallen und probier es aus!
Weiterführende Infos findest du in unseren Artike:l 10 Dinge die du als Veganer wissen musst.
Quellenangaben
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